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Kapitel
6: Auswirkungen von EPSAS auf die IT / Finanzsoftware
Es soll der Frage
nachgegangen werden, inwieweit sich die geplanten EPSAS auf die IT –
oder genauer gesagt – auf die Finanzsoftware in einer Organisation
auswirkt. Ganz entscheidend für die Abschätzung des Aufwands der
Anpassung für EPSAS bei den betroffenen Organisationen ist die
Ausgangslage:
Organisationen, die schon von der Kameralistik auf die Doppik
umgestiegen sind, werden einen gewissen Anpassungsbedarf in ihrer
Finanzsoftware haben, aber sie können die bestehenden Systeme
grundsätzlich weiter benutzen. Organisationen, die kameral buchen,
werden ihr kamerales System durch eine neue doppikfähige Software
ablösen müssen. Außerdem wird die Möglichkeiten behandelt, die
Ablösung eines kameralen Systems mit Hilfe einer Übergangsrechnung
zu umgehen oder zumindest hinauszuzögern. Dabei wird ein sogenannter
EPSAS-Konverter diskutiert.
Anpassungsbedarf in einer doppischen Finanzsoftware
Da die EPSAS als ausformulierte Standards noch nicht vorliegen,
orientieren wir uns zur Abschätzung der Auswirkungen auf ein
doppisches Finanzsystem an den IPSAS. Diese dienen als Ausgangspunkt
für die Entwicklung der EPSAS und bieten damit eine gute Grundlage
für die grundsätzliche Abschätzung der Anforderungen. Die IPSAS und
mit Sicherheit auch die EPSAS werden für die Rechnungslegung
folgende Bestandteile fordern:
- Vermögensrechnung
- Bilanz
- Erfolgsrechnung
- Gewinn und Verlustrechnung
- Eigenkapitalspiegel
- Darstellung der Eigenkapitalveränderung
- Finanzrechnung
- Cash Flow Statement
- Anhang
- Evtl. Lagebericht.
Das entspricht im Grundsatz auch den Anforderungen der in
Deutschland bestehenden doppischen Rechnungslegungsvorgaben, sei es
nach den Standards der staatlichen Doppik oder nach den Vorgaben des
Gemeindehaushaltsrecht bzw. der Ländervorschriften in den
Bundesländern. Bilanz und Erfolgsrechnung sind Standard in jedem
Finanzsystem. Der Eigenkapitalspiegel und die Finanzrechnung werden
über Reportingfunktionalitäten bzw. Übergangsrechnungen in den
Finanzsystemen abgedeckt. Der Anhang und der Lagebericht erfordern
„Handarbeit“, aber die Finanzsoftware stellt die entsprechenden
Daten über Reports zur Verfügung. Budgetinformationen können ebenso
über die Planungs- bzw. Budgetierungsfunktionalität der
Finanzsysteme abgedeckt werden.
Die wichtigsten Unterschiede der IPSAS (und vergleichbares ist von
den EPSAS zu erwarten) zu den bestehenden am HGB angelehnten
Rechnungslegungssystemen in Deutschland sind die folgenden
Themenfelder:
- Gliederung der Bilanz
- Bewertung von Vermögensgegenständen und planmäßige Abschreibungen
- Ermittlung von Wertminderungen
- Darstellung und Errechnung von Rückstellungen
- Abzinsung
- Darstellung von Sonderposten
- Transferzahlungen
- Aktive und passive Rechnungsabgrenzungsposten
- Angaben im Anhang
- Konsolidierung - Konzernbilanz.
Der zu erwartende Aufwand - sowohl organisatorisch als auch
systemtechnisch - mit einer ungefähren Größenabschätzung ist in
folgender Tabelle zusammenfassend dargestellt. Es kann festgehalten
wird, dass die zu erwartenden Auswirkungen der EPSAS auf die
IT-Systeme für doppisch buchende Organisationen überschaubar sind
und dafür keine grundlegenden Änderung in der Finanzsoftware
notwendig sind. Die meisten Änderungen können über organisatorische
Maßnahmen abgewickelt werden.
Ablösung eines kamerales Finanzsystem
Das doppische Rechnungswesen und das kamerale Rechnungswesen
unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Es ist demgemäß nicht
einfach möglich in einer kameralen Finanzsoftware den Doppik-Teil
„freizuschalten“. Die „einfache“ Buchung in mehreren „Spalten“, wie
sie in einem kameralen System erfolgt und die doppelte Buchführung
mit „T-Konten“ folgen komplett unterschiedlichen Systematiken.
Außerdem wird in der kameralen Rechnungslegung der „nicht
zahlungswirksame Ressourcenverbrauch“ (z.B. einstellen von
Pensionsrückstellungen oder planmäßige Abschreibungen von
Vermögenswerten) nicht - oder nur unvollständig erfasst und es
erfolgt keine komplette Auflistung und Bewertung des Vermögens. Es
muss daher von der kompletten Ablösung des kameralen Finanzsystems
durch ein doppisches System ausgegangen werden.
EPSAS-Konverter
Der Aufwand für die Einführung eines EPSAS-Konverters als
zusätzliches Softwaremodul zur bestehenden kameralen Finanzlösung
dürfte mit dem Aufwand für die Ablösung des kameralen Systems und
der Einführung eines doppischen Systems „aus einem Guss“
vergleichbar sein. Daher kommt eine solche Lösung nur als
Übergangslösung in Betracht für Szenarien, in denen die EPSAS
Anforderungen in einem Übergangszeitraum geringer sind und ein
einfacherer EPSAS Konverter möglich ist.
Kapitel 7: Leitfaden
Das 7. Kapitel beschreibt ein mögliches Einführungsprojekt von EPSAS. Für zwei unterschiedliche Szenarien (kameral / doppisch) werden Projektpläne vorgestellt.
Leitfaden downloaden
Als Vorlage für ein EPSAS-Einführungs-Projekt steht ein Projektplan in diversen Formaten zum Download zur Verfügung (ProjectLibre, xml für MS Project, Excel).
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